15.09.2024

 

Die Beratungsstelle für Menschen in der Sexarbeit in Rostock unterstützt seit 10 Jahren Hilfesuchende auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben.

Seit 2014 beraten die Sozialarbeiterinnen Nadine Herrmann und Sandra Kamitz in der Beratungsstelle für Menschen in der Sexarbeit (SeLA) in der Hansestadt Rostock Sexarbeiter*innen. Seitdem wurden mehr als 3000 Beratungen durchgeführt u.a. auch direkt an den Arbeitsorten wie Modellwohnungen, Clubs und Massagen durchgeführt. Die überwiegend anonymen Beratungen sind an den vielfältigen Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiter*innen orientiert. SeLA unterstützt und begleitet parteilich Klient*innen bei Fragen zu ihrer Tätigkeit wie bspw. die rechtliche Situation durch das ProstituiertenSchutzGesetz, Fragen zu Sozialversicherungen und Steuerangelegenheiten, aber auch zu gesundheitlichen Anliegen und ganz persönlichen psycho-sozialen Anliegen. Die Unterstützungssuchenden sind vornehmlich nicht-deutsche Frauen und Transfrauen *, die nicht in der BRD wohnhaft sind, hier aber auf selbständiger Basis eine reisende Tätigkeit ausüben.
Der niedrigschwellige Zugang zu Beratungsangeboten ist bei Ausübung der stark tabuisierten und stigmatisierten Sexarbeit besonders wichtig. Viele von SeLA‘s Klient*innen verheimlichen ihre Arbeit vor ihrer Familie und den Freunden, aus Angst verurteilt zu werden. Dies führt zu einer zusätzlichen Belastung im Alltag.

SeLA setzt sich seit zehn Jahren für die Sichtbarkeit der Tätigkeit in der Sexarbeit ein und verfolgt das Ziel Sexarbeiter*innen bei der Verbesserung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen zu unterstützen.

Mit großer Sorge beobachtet SeLA den politischen Diskurs zum Sexkaufverbot in Deutschland. Hier wird derzeit von Vertreter*innen der CDU/CSU und SPD noch bevor die Evaluation des ProstituiertenSchutzGesetzes im Sommer 2025 veröffentlicht wird, eine gesetzliche Richtungsänderung gefordert, die ein komplettes Verbot der Prostitutionsstätten und die Bestrafung von Kunden/Freiern beinhaltet. SeLA bleibt kritisch und weist daraufhin, dass bei einer derartigen Prostitutionspolitik Sexarbeiter*innen langfristig mit kriminalisiert werden und die Ausübung der Tätigkeit in die Illegalität gedrängt wird. Dies hat schwerwiegende Folgen für den Schutz von Menschen in der Sexarbeit, die ihre Tätigkeit zwar legal ausüben dürfen, aber keine sicheren Orte für die Sexarbeit anmieten können. Diese Situation wird sich langfristig auch auf den Zugang zu Beratungsangeboten wie SeLA auswirken. Vermeintlich positive Effekte einer solchen Prostitutionspolitik vor allem in Ländern, die ein Sexkaufverbot bereits umsetzen wie Frankreich oder Schweden, gibt es derzeit nur in Bezug auf die öffentliche Sichtbarkeit von Sexarbeit. Das Verschwinden aus dem öffentlichen Raum ist für SeLA aber noch lange kein Argument dafür, dass sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen langfristig verbessert haben.

Für SeLA bleibt es weiterhin Aufgabe Sexarbeiter*innen beratend und begleitend zu unterstützen und die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Denn Sexarbeit ist und bleibt soziale Realität!

 

 

 

Stark Machen e.V. verwendet nur technisch notwendige Cookies.

mehr erfahren

Ich bin einverstanden.

Wenn Sie mehr über unseren Datenschutz erfahren möchten, besuchen Sie bitte diese Seite.