01.11.2024
Das Stralsunder Frauenschutzhaus wurde nach erfolgreicher Sanierung am 1. November wiedereröffnet. Im September war das Haus nach erfolgreicher Sanierung durch die Stralsunder Wohnungsbaugesellschaft (SWG) an den Träger STARK MACHEN e.V. übergeben worden. Seitdem wurden die Räume, die acht Frauen - sprich alle, die sich als Frauen verstehen - und deren Kindern Schutz bieten, Stück für Stück eingerichtet und ausgestattet. Offen, hell, ankommen - das sind die drei Worte, mit denen Leiterin Uta Macpolowski das frisch sanierte Haus beschreibt. „Hier ist für die Frauen und ihre Kinder ein Neuanfang möglich. Erst an einem sicheren Ort erkennen sie ganz langsam, Schritt für
Schritt, was sie alles können, wozu sie selbst in der Lage sind. Hier im Frauenschutzhaus können wir sie unterstützen, Brücken zu bauen. Sie können sich ausruhen, aus- und durchatmen, ankommen. Wir können den Schutzsuchenden zeigen, dass ein solidarisches Miteinander wunderbar und stärkend ist. Und so langsam wird der Mut wachsen, das eigene Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.“, sagt die Sozialarbeiterin ruhig und gelassen.
Genau diese stärkende und auch demokratische Atmosphäre hatte sie mit einem kleinen Zweierteam schon seit November 2023 in den Schutzwohnungen etabliert, die in Stralsund als Übergangslösung bis zur Sanierung des völlig veralteten und renovierungsbedürftigen Frauenschutzhauses zur Verfügung standen. Fußböden, Elektrik und Sanitäranlagen mussten erneuert werden. Jetzt strahlt das Haus von innen. Großartig vor allem - zwei Wohneinheiten sind extra für große Familien, Frauen mit drei bis fünf Kindern vorhanden. Außerdem gibt es ein Zimmer für Frauen, die – auf Anfrage – ein kleines Haustier mit ins Frauenschutzhaus nehmen möchten. Bisher war das für Frauen oft ein Grund, sich diesen Schutzraum zu versagen. Waren doch das Haustier oft das einzige Wesen, dem sie vertrauten und das sie nicht zurücklassen wollten.
Mit dem neuen Frauenschutzhaus ist auch das Team gewachsen. Vier Beraterinnen stehen den Frauen und Kindern mit ihrem Sachverstand, ihrer Empathie und auch klaren Worten zur Seite. „Angelina ist unser Ass in Ämter-Gesprächen,“ so Leiterin Uta Macpolowski. „Die Frauen müssen ja sehr viele Formalitäten regeln - Da braucht man sehr viel Geduld und freundliche Beharrlichkeit. Die bringen wir mit und diese Ressourcen stellen wir den Frauen, die zu uns kommen, zur Verfügung.“. Im besten Sinne für die Betroffenen zu arbeiten sei nur möglich, wenn das ganze Team gut zusammenarbeite, mit klaren Handlungsleitlinien, qualifiziert, offen für jede einzelne Notlage. In so einem kleinen Team müsse auch eine die andere ersetzen können. „Häusliche Gewalt zu erfahren, ist das Allerletzte. Das heißt aber nicht, dass der Rest Deines Lebens so sein muss. Vielleicht heißt es: Du bist die wichtigste Person in Deinem Leben. Gib Dir selbst eine Chance.“ meint Nici, die gerade im Oktober das Team komplettiert hat. Die 28jährige ist voller Energie. „Wir wollen vor allem auch den Kindern und Jugendlichen Raum geben. Für sie ist es genau so wichtig wie für ihre Mütter, sich mit den Hintergründen von häuslicher Gewalt auseinanderzusetzen. Denn sie erleben diese Gewalt ja hautnah mit.“ „Viele Frauen, die zu uns kommen, können sich nicht erklären, warum sie in eine gewaltvolle Beziehung geraten sind. Sie haben nie gehört, dass es red flags gibt – Zeichen, die für Gefahr stehen und dafür, dass es höchste Zeit ist, sich Hilfe zu suchen.“, ergänzt ihre Kollegin Katrin. „Eine andere Person zu schlagen, zu würgen – das sind Straftaten. Aber auch, einer Person Kontakte zu Freundinnen oder Eltern zu verbieten, ihr vorzuschreiben, wie sie sich zu kleiden oder zu verhalten hat – auch das ist Gewalt.“ Wenn die Beraterinnen darüber mit ihren Klientinnen sprechen, erkennen viele der Frauen zum ersten Mal, dass sie wirklich aus einer Gewaltspirale ausgebrochen sind. Es ist wichtig für sie zu erleben, dass der Schritt ins Frauenschutzhaus der erste Schritt in ein gewaltfreies Leben ist. Ein Leben, in dem sie selbst bestimmen. Und in dem sie nicht wieder zulassen, dass ein Partner oder eine Partnerin ihnen Gewalt antut. Enge Kooperationsbeziehungen gibt es bereits zu anderen Gewaltschutzeinrichtungen in der Region, zu tollen Haus- und Kinderärzt*innen in Stralsund und zu Nachbarschaftszentren wie dem in Grünhufe. Zu Informationsveranstaltungen über die Hintergründe der Frauenschutzhaus-Arbeit kommen die Mitarbeiterinnen gern auch in andere Einrichtungen der Stadt und des Landkreises. Das Frauenschutzhaus selbst befindet sich an einem anonymen Ort. Wir bitten, dies aus Sicherheitsgründen für die hier befindlichen Frauen und Kinder zu respektieren.
Leider ist das Frauenschutzhaus Stralsund nach wie vor nicht barrierefrei. Ende Mai 2023 war dem Träger STARK MACHEN e.V. vom Land die Verantwortung für das Haus übergeben worden, nachdem der vorherige Träger zurückgetreten war. Trotzdem ist STARK MACHEN-Geschäftsführerin Ulrike Bartel froh über das, was die Stralsunder Brunst-Weber-Stiftung als Eigentümerin zusammen mit der SWG mit der Sanierung geschafft hat. Jetzt gibt es neue Aufgaben für STARK MACHEN e.V. „Zur Wiedereröffnung des Frauenschutzhauses starten wir mit einer Spendenkampagne zum Kauf eines Autos. Das wird als wichtiges und tägliches Arbeitsmittel im Frauenschutzhaus dringend benötigt. Mit ihm werden die Frauen und Kinder mit Gepäck abgeholt, Umzüge gefahren, Einkäufe für die neuen Wohnungen transportiert, Möbel- und Kleiderspenden abgeholt, Ferienausflüge mit den Kindern unternommen und, und, und. Spenden dafür sind herzlich willkommen auf
Konto DE75 3702 0500 0003 8813 04 bei der Sozialbank Berlin oder
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Kennwort: Auto Frauenschutzhaus Stralsund.