14.02.2022
Am heutigen Tag beteiligen sich Mitarbeiter*innen, Klient*innen und Unterstützer*innen unseres Vereins um 14 Uhr auf dem Rostocker Universitätsplätz am weltweiten Aktionstag One Billion Rising.
Weltweit sind Frauen häuslicher und sexualisierter Gewalt ausgesetzt - auch in Deutschland. Wir möchten in diesem Zusammenhang kurz schildern – wie wir die Situation gewaltbetroffener Mädchen und Frauensie tagtäglich in unseren Beratungsstellen in Rostock, Stralsund und Grimmen erleben.
Alle unsere Beratungsstellen und auch das Rostocker Frauenhaus arbeiten an der Belastungsgrenze. Beratungszeiträume müssen verkürzt werden, um allen Anfragen gerecht werden zu können. Das Hilfesystem für Betroffene häuslicher und/ oder sexualisierter Gewalt bedarf auch in Mecklenburg-Vorpommern einer besseren personellen und finanziellen Ausstattung.
Das Rostocker Autonome Frauenhaus kann derzeit kaum Frauen aufnehmen, weil Bewohnerinnen sehr lange dort verweilen. Die Frauen finden auf dem angespannten Rostocker Wohnungsmarkt entweder keine bezahlbare Bleibe oder Vermieter*innen vergeben keine Verträge an Frauen, deren Aufenthaltsstatus nicht geklärt ist. 2021 konnten nur 35 Frauen aufgenommen werden – so wenig wie noch nie in der 31jährigen Geschichte des Frauenhauses. 40 hilfesuchende Frauen mussten abgewiesen oder an andere Frauenhäuser verwiesen werden.
Die Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking in Stralsund arbeitet seit einem Jahr permanent oberhalb der Belastungsgrenze. Mittel für weitere Personalstellen aber sind laut Sozialministerium nicht vorhanden. Darüber hinaus sucht die Interventionsstelle seit zwei Jahren erfolglos bezahlbare barrierefreie Beratungsräume. Derzeit ist die Interventionsstelle in einem Souterrain untergebracht, dass nur über eine steile Kellertreppe erreichbar ist. Die Räume wirken auf Betroffene oft verstörend.
Die Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in Rostock muss Anfragen zu Weiterbildungen oder Projekttagen an Schulen aus Kapazitätsgründen ablehnen. Mit 350 Beratungen hat die Beratungsstelle 2021 einen neuen Höchststand erreicht. Vor allem die Zahl der Beratungen von Kindern und Jugendlichen stieg (von 134 auf 181).
Das Projekt GeSA, das Frauen unterstützt, die sich in der Doppelspirale von Gewalt und Sucht befinden, kann nach sieben Jahren mit unterschiedlichen Förderungen nur noch durch das Engagement der beteiligten Träger STARK MACHEN e.V. und CARITAS fortgesetzt werden. Und das, obwohl Frauen, die aufgrund ihrer Gewalt- und Suchterfahrungen nicht mehr erwerbsfähig sind, durch das Projekt so gestärkt werden könnten, dass sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen könnten. Dazu bedarf es allerdings einer auskömmlichen Finanzierung des Projektes.